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MOMENTAUFNAHME I
Asphaltgrau
der Horizont,
schneeballweiße Tupfer.
Unterhalb vom Kirchturmfirst
grüngefärbter Kupfer.
Oberhalb
ein Storchennest,
Regen tropft herunter.
Wirbelt auf das Asphaltgrau,
macht das Gehen bunter.
Mittendrin
die Kirchturmuhr,
auf den Zeigern sitzen
Straßentauben - graumeliert,
scheißen in die Ritzen.
(Kerstin Magirius, 03.01.2014)
JENSEITS ALLER TAGE
Am Ende meiner Erdentage
wenn das Lebenswerk vollbracht,
werde ich mich sicher fragen
ob sie siegreich war, die Schlacht.
Und ich werde resümieren,
jedes Zipfelchen durchsuchen
nach dem Hätte, Können, Wollen,
das ich nicht mehr kann verbuchen.
Am Ende meiner Erdentage
werd ich mich zum Baum verwandeln,
(über Sorte, Größe, Alter
muss ich noch mit Gott verhandeln).
Und dann werd ich für dich blühen
jedes Frühjahr dort im Garten,
voller Ungeduld und Freude
auf ein Wiedersehen warten.
(Kerstin Magirius, 05.Januar 2014)
DASEIN
Am selbigen Tag
ein Dasein im Dort,
auf selbiger Bank,
am selbigen Ort.
Am selbigen Tag
ein Dasein im Hier,
auf selbiger Bank
ein anderes Wir.
Am selbigen Tag,
am selbigen Ort,
auf selbiger Bank
ein Hier und ein Dort.
(Kerstin Magirius, 23.01.2014)
SUSE
Die Katzendame Suse
suchte eine Muse
mit aufgeknöpfter Bluse.
Der Mäusekater Kalle
tapste in die Falle
in der Partyhalle.
Die Katzenmäusekinder
kamen dann im Winter.
Und was kam dahinter?
Die Katzendame Suse
mit zugeknöpfter Bluse
ohne Sinn für Muse.
(Kerstin Magirius, 26. 01. 2014)
ANGSTWURM
Nicht dran denken,
nur nicht sprechen,
nur nicht fühlen,
lieber schweigen.
Hinter Mauern
sich verstecken
und Gefühle
gar nicht zeigen.
Nur nichts wagen,
nur nichts fragen,
lieber allem
Glück entsagen.
In sich kehrend,
sich nicht wehrend
und schon gar nicht
sich beschwerend.
So versauernd,
sich bedauernd
sieht man ihn,
den Angstwurm kauern
sich nicht rührend,
bloß nichts spüren,
seiner Wesensart gebührend
immer neue Ängste
schüren.
(Kerstin Magirius, 27.01.2014)
WORTLOS
Das Stille und das Leise,
gehen Hand in Hand.
Verliebt in alter Weise,
was sich schweigsam fand.
Die Ruhe und der Frieden,
werden groß darin.
Dem Augenblick beschieden,
wohl gemeint der Sinn.
Das Stille und das Leise,
sind wie ich und du.
Im Baum singt eine Meise,
ich hör ihr schweigsam zu.
(Kerstin Magirius, 01.02.2014)
DAS BILD
Zerrissene Gedanken
ungenau skizziert.
Irgendwas dazwischen,
sinnentstellt verziert.
Schemenhaft Konturen -
Schatten und auch Licht.
Buntes, das die Grenzen
ungeniert vermischt.
Augenblicke wanken,
bleiben sich nicht treu.
Suchen sich und finden
immer wieder neu.
(Kerstin Magirius, 05.02.2014)
DER FLUSS
Er plätschert ständig vor sich hin,
sucht im Plätschern seinen Sinn.
Laut und lauter, nur nicht leise,
ganz bestimmt auf seine Weise.
Und so hört er nicht die Stille,
dieses Laute ist sein Wille.
Das zu Laute, viel zu Laute
übertönt das Herzvertraute.
Bald schon stürzt er mit Getose
über jede zarte Rose.
Bricht mit Lauterkeit die Triebe
jeder aufkeimenden Liebe.
Oh, welch störrischer Geselle,
dieses Laute, viel zu Schnelle
ließ die Wogen überschäumen
unter herbstbelaubten Träumen.
(Kerstin Magirius, 07. 02.2014)
MOMENTAUfNAHME II
Strophenlieder
in den Bäumen.
Die Amseln und Spatzen,
sie können nicht anders
als schwatzen
und singen
am Morgen,
Frühmorgens,
wenn andere noch
mit dem Aufwachen
ringen.
Der Frühling will klingen
tönt es durchs Fenster,
Mondlicht
erhellende
Gruselgespenster.
Plappernde Mäuler
aus Zweigen
und Schindeln -
frisch noch der Frühling,
er steckt in den
Windeln.
Unter der Decke
Traumtrotzverstecke.
(Kerstin Magirius, 22. Februar 2014)
ANDERS BETRACHTET
Anders betrachtet:
ein anderes Sehen
ein anderes Denken
ein anderes Gehen
ein anderes Fühlen
ein anderes Wollen
ein anderer Glauben
ein anderes Schmollen
ein anderes Brennen
ein anderes Wissen
ein anderes Lieben
ICH WERD DICH VERMISSEN
So schrieb sie dem Egon
mit schwarz/roter Tinte
und hoffte ganz heimlich,
er nähme die Flinte.
Den Brief von der Erna,
den hat er noch heute.
Er ist ihm noch immer
ein Anblick der Freude.
Anders betrachtet:
Er kann gar nicht lesen,
sonst wäre der Brief
wohl sein Ende gewesen.
(Kerstin Magirius, 23. Februar 2014)
DREIMALDREI
Die Drei zerbricht in Einzelheiten,
schlängelt sich durch Labyrinthe,
lässt vom Sonnenlicht sich weiten,
wird zu dreierlei Gebinde.
Wenn sich drei mal drei vereinen,
wird ein Lichtstrahl ausgesendet.
Ein rein geistiges Erscheinen,
das des Menschen Auge blendet.
(Kerstin Magirius, 24. Februar 2014)
DER FRÜHE TAG
Der frühe Tag,
die Amsel singt,
die Spülung rauscht,
das Handy blinkt.
Der Mond scheint hell,
es klirrt im Haus.
Im Küchenschrank
scharrt eine Maus.
Die Heizung klopft,
der Wecker piept,
der Nachbar schnarcht,
das Hundchen fiept.
Mein Magen knurrt,
es klingelt wo.
Ein Baby schreit,
ich geh aufs Klo.
Dort ist es still,
kein Mondenschein,
kein früher Tag,
ich schlafe ein.
(Kerstin Magirius, 25. Februar 2014)
ALTERSSTARRE
Ach ja, so seufzt der Paul.
Er sitzt auf seiner Bank.
Der Gleichmut macht ihn faul,
die Faulheit macht ihn krank.
Die Krankheit macht ihn alt,
das Alte macht ihn steif.
Die Steifheit macht ihn kalt,
er ist zum Sterben reif.
Die Reife macht ihn schwer,
die Schwere macht ihn müd.
Er ist im Kopf bald leer,
die Seele, sie verblüht.
Der Paul und seine Bank,
sie sind sich sehr vertraut.
Und schläft er einmal ein,
dann knarrt sie hörbar laut.
(Kerstin Magirius, 25. Februar 2014)
SIE
Sie suchen sich
immer noch,
unter verregneten
Dächern
der Stadt
Monotoniegeflüster.
Sie hören den
Tropfen zu,
durch Pfützen watend
nassgrau
der Weg,
Herzasphaltiert.
Unter jedem Schritt
das Wort
DU...
(Kerstin Magirius, 28. Februar 2014)
GLÜCK
Glück braucht nichts, was wirklich kostet
außer Zeit, es zu erkennen
und ein inneres Bejahen
für den Augenblick zu brennen.
Glück braucht nichts, was niemand hätte,
jeder kann es für sich finden
um sich mit dem Licht darinnen
immerwährend zu verbinden.
(Kerstin Magirius, 03. März 2014)
STILLE
Sie warten auf Stille,
noch schäumen die Wellen,
noch sieht man die Brandung
am Ufer zerschellen.
Das Wogen der Herzen
verläuft sich im Sande.
Sie lechzen nach Stille
die zärtlichen Bande.
Noch ist es ein Warten,
die Nacht kommt verhalten.
Dann kann sich der Zauber
der Stille entfalten.
(Kerstin Magirius, 08. März 2014)
TOLERANZ
Freiheit leben,
Leben lassen
Menschen, Tiere
aller Rassen.
Miteinander
Wege gehen,
akzeptieren
und verstehen.
Achten, schätzen,
lieben, ehren,
die Natur
mit ihren Sphären.
Friedensfeuer
wertfrei schüren.
Wunder Leben
dankbar spüren.
(Kerstin Magrius, 17. März 2014)
BUCHLOGE
(aus einer zufälligen Begegnung mit Freimaurern am 22. März 2014 heraus geschrieben)
Das Denkmal -
ein Tempel
der Stille.
Innehalten
darin.
Suchen
finden
sich.
Stufen
zählen
zum Licht.
Oben
Ganzheit
erblicken.
(Kerstin Magirius, 26. März 2014)
MEER
Wenn das Mehr
Meer wird,
höre ich mehr
als nur
Meeresrauschen.
Die Wellen
verlaufen sich
weiter,
tiefer
in mir.
Ich selbst bin
das Meer
dann
und entreiße mir
jeden Halt.
(Kerstin Magirius, 01. 04. 2014)
KLANGZAUBER
Vereint im Gesang...ein Wohlklang der Sinne.
Es sind doch nur Vögel - der Mensch hält kurz inne.
Er spitzt seine Ohren, welch lieblicher Reigen.
Die Vögel, sie singen auf blühenden Zweigen.
Ein blühendes Klingen...ein buntes Berühren,
ein magischer Zauber - der Mensch kann ihn spüren.
Es sind doch nur Vögel, die klangvoll vereinen
was Menschen im Herzen mit Frieden wohl meinen.
(Kerstin Magirius, 03.04.2014)
TRAUMFÄNGER
Lass dich einfangen
wind beflügelt
leicht
du
Traum.
Ein
lebenslänglich
bekommst du dafür.
(Kerstin Magirius 09.04.2014)
DEIN GEBET
Leise dein Gebet, ein Stilles,
ein Fürbitten nur im Kleinen.
Ein Erhellendes, erwärmend,
ein Bekennendes dem Einen.
Lauter dein Gebet, ein Flehen,
ein Berührendes im Großen.
Ein Bewegendes, verkündend,
nur im Frieden blühen Rosen.
(Kerstin Magirius, 12.04.2014)
FREMDVERTRAUT
An deinem Herzen klebte ich
ich kleb daran noch immer.
Die Sonne scheint gar winterlich
in deinem Seelenzimmer.
Ich suchte einst dein weiß nicht wo,
der Hoffnung fest verschrieben.
Vom glaube mir und vielleicht doch
ist nicht sehr viel geblieben.
Ein kleiner Rest Habseligkeit
schwelt noch in den Gedanken.
Kaum greifbar mehr, ein leiser Trost
ein zartes um dich ranken.
(Kerstin Magirius, 03. Mai 2014)
DASEIN
Gebündelt
zu Strömen...
hinaus nur, hinaus!
Begehrliches Wogen,
das Herz kennt sich aus.
Durchkämmend
die Ähren,
umspielend das Korn.
Den Trieben gehorchend -
nach vorn nur, nach vorn!
Illuster
das Treiben...
wohin nur, wohin?
Dem Dasein ergeben,
lebendiger Sinn.
(Kerstin Magirius, 06. Mai 2014)
VERSTEHEN
Nun, wo ich weiß,
lass ich zurück.
Aus den Sprossen
der Zeit
gerissen
das Jetzt.
Innehalten
darin...
(Kerstin Magirius, 09. Mai 2014)
ABSTRAKT
Meine Wurzeln
sind Flügel
aus Licht,
kein Ewiges
darin.
Wie gern wäre ich
Wind
wie du.
(Kerstin Magirius, 09. Mai 2014)
AUGENBLICK
Ich atme Wind...
ein Seelenbogen,
heiß verschwitztes
Augenklimpern.
Flügelschlagende Gedanken,
Sehnsucht in dem Spalt
der Wimpern.
(Kerstin Magirius, 20.05.2014)
GIPFELTRAUM
Sand in meinen Augen,
flirrend heiße Luft.
Schatten hinter Dünen,
Beduinenduft.
Wüstenschiffe wanken,
Leere weit und breit.
Auf dem höchsten Gipfel
nichts als Einsamkeit.
Tempel des Propheten,
Salz in meinem Mund.
Hier am Ort der Stille
träumt der Tag sich wund.
(Kerstin Magirius, 20.05.2014)
VERWÄHLT
Abschließend
ein Wort nur
ein Schulterschluss
mit Irrtümlichkeiten
Das Wort Sorry sollte
überzeugender klingen
lauter vielleicht
das nächste Mal
Einfach nur
Wahlwiederholung
drücken
anschließend
ein kühles Bier.
(Kerstin Magirius, 23. Mai 2014)
MOMENTAUFNAHME III
Tauben auf den Dächern hocken,
überschaubar das Gemenge.
Von weit oben, auf den Straßen
nur ein winziges Gedränge.
Menschen auf den Bänken schwitzen,
zwischen Autolärm sich suhlen.
Und, in dieser Gunst der Stunde,
um die Sonnengötter buhlen.
Bäume zu den Tauben ranken
und den Menschen Schatten spenden.
So - als Bindeglied für Beide,
diesen Augenblick vollenden.
(Kerstin Magirius, 20. Mai 2014)
LEERZEIT
Fliehe mir nicht!
Die Zeit hat leere Stunden,
schluchzende
Minuten,
Sekunden.
Mein Herz tropft
sich voll damit.
Du bist der Zeiger
meiner Uhr.
Auf dem Ziffernblatt
die erste Spur
Rost.
(Kerstin Magirius, 24. Juni 2014)
VOR DEM TAG
Hinweggeweht
Gedankenstürme
dahinter ruht
dein Blick
verträumt
sich mit
mir
in Nichts.
(Kerstin Magirius, 25. Juni 2014)
VERSÖHNUNG
Noch weint der Tag.
Tautropfen
übersäen das Land.
Zeit streicht sich aus,
verdünnt sich
zu Wortrauch
am Himmel.
Hindurch
fliegen die Vögel.
Sie singen ein Lied für uns.
(Kerstin Magirius, 27. Juni 2014)
RÜCKZUG
Ich reduziere mich,
bin bald nur noch
und bald schon
genüge ich mir
ganz
allein.
(Kerstin Magirius, 29. Juni 2014)
AUF PILGERREISE
Blumen streuen wir
über unser Glück.
Schenken es dem Wind,
blicken nicht zurück
Gehen Hand in Hand,
Wege weit und schwer.
Sehnsucht lenkt den Schritt,
lenkt uns hin zum Meer.
Anders, niemals gleich,
Spuren frisch und frei.
Zweisam, einsam hier
Du und ich, wir zwei.
(Kerstin Magirius, 08. Juli 2014)
SUPERMOND
Er hängt am Himmel immer noch
der Supermond - so groß und fett.
Reißt seine Schnur am Ende doch,
fällt er sehr unsanft auf mein Bett.
Das Bett voll Mond, was für ein Graus!
Ich wäre platter noch als platt.
Geplättet wie ein Eichel Daus
wünscht ich dich dann an seiner statt.
Nur dann - versteht sich , wärst du mir
die Supermaus für eine Nacht.
Der Mond verbleicht, verschrumpft mit dir
sobald ein neuer Tag erwacht.
(Kerstin Magirius, 12. Juli 2014)
RUHELOS
Die Verwanderten
in Aufbruchstimmung.
Ein letzter Rest Nacht
verschwindend
klein
in den
Augenwimpern
verkrustet sich
der Tag.
(Kerstin Magirius, 13.07.2014)
VERLETZBARE ZEIT
`Nie wieder`sage ich zu dir,
du formst aus Worten grobe Steine.
Sie schlägst du um dich wie ein Stier,
doch triffst du damit dich alleine.
`Nie wieder` sage ich zu dir,
gleich einem Drachen speist du Feuer.
Dein wundes Kind legt sich zu mir,
ihm ist dein Sinnen nicht geheuer.
`Nie wieder` sage ich zu dir,
ich schweige laut mit leisem Wehen.
Die alte Zeit zerstaubt in mir,
du bist schon bald nicht mehr zu sehen.
`Bald wieder` sage ich zu mir,
der Wind streicht aus das letzte Klagen.
Dann fühle ich, mit Blick zu dir,
was all mein Sehnen bringt zum Tragen.
(Kerstin Magirius, 02. August 2014)
DIE STADT
Ich sah die Stadt- ein Trümmermeer,
aus dunklen Nächten - kalt und schwer
wuchs Stein um Stein, nicht ewig Trauer
in den Herzen der Erbauer.
Ich seh die Stadt - ihr Einst im Hier,
durch jeden Stein spricht sie zu mir.
nicht schaurig kalt, nur aufgesessen
Zeit entleerendem Vergessen.
(Kerstin Magirius, 06.August 2014)
MEIN FREUND, DER WIND
Mein Freund, der Wind -
er bleibt mir treu.
Das traute Kind
verliert die Scheu.
Es reicht die Hand,
das Herz belaubt.
Die Spur im Sand
ist längst verstaubt.
Mein Freund, der Wind -
ich hör ihm zu.
Das traute Kind
sagt zu ihm DU.
(Kerstin Magirius, 17. August 2014)
LICHTBRINGER
Ein offner Spalt in meiner Hand.
Der Schmetterling, er fliegt zum Licht.
Ich weiß nicht, wie er zu mir fand.
Aus meinem Herzen kam er nicht.
Die Nebelwand vor meinem Haus -
der Schmetterling flog wohl hinein.
Sein Flügelschlag lud sich nicht aus,
die Hand für ihn war viel zu klein.
Der Schmetterling aus meiner Hand -
noch leuchtender erscheint er mir
Sein Licht durchbricht die Nebelwand,
es scheint erhellend bis zu dir.
(Kerstin Magirius, 17. August 2014)
URSULA ELISABETH
Der Kuss auf ihren Lippen brennt,
er fordert ein, er macht sie klein.
In demutsvoller Schmach und Pein
dem Liebsten Untertan als Preis,
der sie geschickt zu händeln weiß.
Schon sprudelt aus ihr Lobgesang.
Sie huldigt ihn mit Überschwang -
den Einen, der so eloquent
die Liebe für sich wahrhaft nennt
nur wenn das Weib ihm gänzlich dient,
sich GANZ mit seinem Geist vermient...
des Ruhmes Weichen für ihn stellt
auf das sein Ego brustgeschwellt
das Weltgefüge schmerzhaft blendet,
so des Teufels Werk vollendet.
Das Weib hockt da mit leerem Kopf.
Sie spricht beredt nach seinem Munde,
der Kuss wird ihrem Herz zur Wunde.
(Kerstin Magirius, 18.August 2014)
MOMENTAUFNAHME IV
Neidgeflüster. leere Phrasen,
Nachbar Heinz mäht seinen Rasen.
Karo schnippelt mit viel Mühe
alte Möhren in die Brühe.
Hartgekochtes, viel zu Weiches,
neben Armut mehrt sich Reiches.
In der Gasse schimpft Herr Schröter,
auf den Fußweg scheißt ein Köter.
Herztomaten, faule Eier,
jeder Dritte nennt sich Meier.
Es stinkt faul aus jeder Tonne,
über allem strahlt die Sonne.
(Kerstin Magirius, 19. August 2014)
DIE FEIGE
Herr Mut aß eine Feige.
Die Feige, die er aß,
stammt von dem dürren Zweige,
der Zweig lag dürr im Gras.
Das Gras umschlang die Beine,
die Beine von Herrn Mut.
Herr Mut war ganz alleine,
die Feige schmeckte gut
Das Gut stand nah der Feige-
der Feige, die er fand.
Er pflügte sie vom Zweige,
vom Zweig mit dürrer Hand.
(Kerstin Magirius, 11. 09.2014)
DIE TÜR
Er ging und kam,
sie kam und ging.
Das Kommen, Gehen
war ihr Ding.
Tür auf, Tür zu
Tür zu, Tür auf,
so nahm das Leben
seinen Lauf
und wäre ewig
und so weiter,
wäre da nicht ein
Herr Schreiter
der das Auf - und Zu
monierte
und die Türe
wegmontierte.
Stille nun,
kein auf und zu.
Rein und raus
stört nicht die Ruh.
Doch egal,
wie man es dreht.
Er geht und kommt,
sie kommt und geht.
(Kerstin Magirius, 12. 09. 2014)
GEDENKEN
Und doch schwelgt leise hier und dort
ein Ewiges, ein Immerfort.
In Allem, was des Herbstes Zier,
gedenk ich Herzschlag weisend dir.
Was wäre wenn? Hängt im Geäst,
das sich vom Wind entgleiten lässt
wie ein Gefühl, das nie vergeht,
das auch die Winterzeit besteht.
Und unverhofft schlägt es dann aus...
ein neues Grün, oh ei der Daus!
Du blühst wie einst in schönster Zier,
gedenkst so Herzschlag weisend mir.
(Kerstin Magirius, 23.09.2014)
VERDROSSELT
Im ersten Jahr die Drosseln sangen.
Im zweiten Jahr sang nur noch Eine.
Im dritten Jahr sang - glaub ich - Keine.
Im vierten Jahr saß ich beim Weine
und ich sang von ganz alleine
das Lied, das sonst die Drosseln sangen.
Es ist mir ewig angehangen.
(Kerstin Magirius, 25. 09. 2014)
DAZWISCHEN
Ein sonniger Tag,
die Hände skizzieren,
Radieren, verwischen
die Wege dazwischen.
Ein farbliches Spiel,
gefühlte Momente.
Die Fasern des Blattes
sind spürbar al dente.
Es ist ein Versuch,
sie tief zu durchdringen,
auf Wegen - dazwischen -
Kontrast zu erringen.
(Kerstin Magirius, 06. 10.2014)
VERZEHR
Windmühlentauglich
das Korn
Leben
zerstoßen
zermahlen
grob
fein
zerronnen
irgendwie
zwischen uns
ein Rest
bleibt
(Kerstin Magirius, 29. 10. 2014)
EINZIG
Von Wenigem das Viele,
das meist geliebte Wort.
Das Einzig, einzigartig,
der Herbstwind weht es fort.
Vom Allerweil das Meine,
das Innere vom Glück.
Das Rührig, Wind berührte,
es kommt nicht mehr zurück.
Ein anders wohl, ein Fremdes,
ein Fühlen von vielleicht.
Das Einzig, einzigartig
bleibt ewig unerreicht.
(Kerstin Magirius, 22.10.2014)
PERLENOPTIK
Tau im Gras
Goldner Kranz
Morgendlicher
Sonnentanz
Hund im Tau
Goldnes Fell
Lebensfreude
Lustgebell
Gras und Hund
Tau beschmückt
Morgenfeeling
Herzverzückt
(Kerstin Magirius, 25.10.2014)
VERZEHR
Windmühlentauglich
das Korn
Leben
zerstoßen
zermahlen
grob
fein
zerronnen
irgendwie
zwischen uns
ein Rest
bleibt
(Kerstin Magirius, 29.10.2014)
ABSTELLGLEIS
Rostschienenrot
blutjung verziert,
herbstlauter Tod
Stillstand gebiert.
Milchpuderweiß
kindhaft verträumt,
froststarres Gleis
Grauton umsäumt.
Herbstfarbenschrei
lichtecht betupft.
Zug fährt vorbei
Sehnsucht verschnupft.
(Kerstin Magirius, 04. 11. 2014)
VERZAUBERUNG
Jeder Zauber macht berühren,
lädt sich aus in Zärtlichkeiten,
Öffnet sinnverwebte Türen,
ist ein Meister im Verkleiden.
Jeder Zauber birgt Empfängnis,
schöpft sich groß in kleinen Dingen,
wird nach lustvoller Begängnis
aller Daseinsform entschwingen.
Jeder Zauber sucht Erheben,
schürt das Feuer neuer Wunder,
lässt den Augenblick erbeben,
malt den Herbst des Lebens bunter.
(Kerstin Magirius, 08.11.2014)
WELLENSPIEL
Das Meer hebt sich empor zum Licht,
es wogt gefühlte Ewigkeiten
bis es am Ufer dann zerbricht,
den Weg zum Himmel zu bereiten...
als Tropfen, die auf weißem Sand
das Licht vom Salz der Tränen trennen
und wider jeglichen Verstand
ihr Dasein in den Himmel brennen...
voll Sehnen auf den einen Tag,
dass sie zu Wolken sich formieren.
Sich tropfend so, wie ich es mag,
im Meer des Lebens neu verlieren.
(Kerstin Magirius, 10.11.2014)
ALL IS ONE
Im Grunde bin ich
wie der Wind.
Ich bin ein Stein,
ein Fluss, ein Baum.
Im Grunde bin ich
wie ein Kind,
ein Geistkonstrukt
aus Zeit und Raum.
Im Grunde bin ich
wie das All.
Ich bin ein Stern,
der Nacht ein Licht.
Im Grunde bin ich
wie ein Traum,
der irgendwann
in sich zerbricht.
Im Grunde wär ich
gern wie Du.
Ich wär dann Mensch,
vom ich regiert.
Im Grunde wär ich,
doch ich bin
ein All is one,
das Sein gebiert.
(Kerstin Magirius,16.11. 2014)
WENN ICH NICHT WÜSSTE
Wenn ich nicht wüsste, doch ich weiß,
es fühlt in meiner Brust.
Es strömt mit Klarheit durch den Geist
und macht sich mir bewusst.
Wenn ich nicht wüsste, doch ich weiß
und nichts, dass es mir nimmt.
Als wäre es allein für mich,
allein für uns bestimmt.
(Kerstin Magirius, 19.11. 2014)
ÜBERFLIEGER
Ich trinke den Tag aus -
eben diesen Einen,
als wüsste ich
von keinem Morgen.
Vom Lippenrot
wird er mir erzählen,
vom letzten Kuss
der Nacht.
Und er wird mir
Schwimmflügel verleihen
für das Mehr an Meer
in mir.
(Kerstin Magirius, 29.11.2014)
WINDGEFLÜSTER
Windgeflüster in den Straßen
`Endlich, endlich` raunt es leise.
Lichtumwehende Gedanken
ziehen andächtige Kreise.
Menschenströme auf den Märkten-
immer lauter, immer dichter.
Immer höher, immer heller
an dem Weihnachtsbaum die Lichter.
Aus den Kirchen klingen Weisen
für die Kranken für die Armen.
Windgeflüster in den Straßen
wird sich ihrer bald erbarmen.
(Kerstin Magirius, 01.12.2014)
DER AUGENBLICK
"Ich bin", so sagt der Augenblick.
Das Sein hebt sich empor zum Licht.
Ein Strahlendes, ein Seelentreu,
mit immer wandelndem Gesicht.
"Mein Ich", so sagt der Augenblick,
"es findet sich in dir und dir.
Ein Werdendes, ein stetig neu,
das sich erfüllt im Jetzt und Hier."
"Ich bin", so sagt das Ich zum Du.
Der Augenblick lehnt sich zurück.
So nah gefühlt, so greifbar nah,
so fühlbar sehr erfüllt von Glück.
(Kerstin Magirius, 02.12.2014)
TUMMELZWEIGE
Tummelzweige hier und dort
wissen nicht, woher sie kamen.
Hängen ab am fremden Ort,
streuen unbekannte Samen
Wanderbänke ringsherum,
vollgepackt mit lauten Fragen.
Unter Laub versteckte Lust,
Tummelzweige zu ertragen.
Stumme Braut im weißen Kleid
füllt der Hoffnung leeren Magen.
Küsst das Licht der Einsamkeit,
das die Zweige nicht entsagen.
(Kerstin Magirius, 13.12.2014)
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